Curriculum Sexualberatung nach dem Sexocorporel Ansatz

LET’S TALK ABOUT SEX | CURRICULUM SEXUALBERATUNG NACH SEXOCORPOREL

Für die meisten unserer Klientinnen und Klienten ist das Sprechen über sexuelle Themen und das Ansprechen sexueller Schwierigkeiten auch im geschützen Rahmen von Beratung und Therapie scham- und angstbesetzt.

Dies trifft allerdings oft in gleichem Maße auf Fachpersonen zu, die ärztlich, psychosozial oder psychotherapeutisch durchaus sehr erfahren und qualifiziert sein können. Die eigene menschliche und therapeutische Unsicherheit führt oft zu einem unglücklichen Vermeidungsverhalten, so dass seitens der Fachperson Themen aus dem sexuellen Lebenskontext nicht aktiv angesprochen werden, bzw. zaghafte Versuche des Ratsuchenden, das Gesprächsthema auf eine sexuelle Verunsicherung zu lenken, überhört, abgewehrt oder banalisiert werden.

Die therapiedynamische Reaktion vieler Ratsuchender ist dann der implizite Eindruck, dass sexuelle Themen innerhalb dieses Therapiekontextes unerwünscht oder ungerechtfertigt sind, oder die Klientinnen und Klienten übernehmen antizipatorisch Verantwortung für die Beratungsfachkraft und wollen ihr die vermutete peinliche Überforderung ersparen. Dies führt dazu, dass sich die bereits ohnehin vorherrschende Kognition, es sei nicht opportun oder legitim, sexuelle Unsicherheiten anzusprechen, weiter verfestigt.  Das CURRICULUM SEXUALBERATUNG möchte Fachpersonen aus den Feldern ärztliche, psychosoziale und psychotherapeutische Beratung dazu sensibliisieren und qualifizieren, eine geschütztes und sicheres Beratungssetting zu schaffen, um so den Ratsuchenden möglichst optimale Bedingungen zu gewährleisten, auch sexuelle Anliegen, Lebensthemen und Unsicherheiten an- und besprechen zu können.

Das CURRICULUM SEXUALBERATUNG vermittelt solide Kenntnisse über häufig im Praxisalltag präsentierte sexuelle Störungen, stellt Ätiologie- und Therapiekonzepte dieser Störungen vor – mit Schwerpunkt auf dem sehr präzisen Evaluations- und Therapiemodell Sexocorprel, ermutigt zur selbstreflexiven Beschäftigung mit der eigenen Sexualität und befähigt sicher, wertschätzend, humorvoll und ressourcenorientiert Beratungsgespräche zu führen.

Übersicht Curriculum

Module und Lehrinhalte

  • im Rahmen der medizinisch-beratenden, psychotherapeutischen und psychosozialen Arbeit die sexuelle Funktionalität und als problematisch empfundenes sexuelles Erleben bzw. Verhalten zu erkennen und in einem geschützten, wertschätzenden Rahmen zu thematisieren.
  • psychoedukativ sexologisches Wissen zu vermitteln und irrationale Überzeugungen (Tabus, Mythen, Ideale, Normen usw.) richtig zu stellen.
  • geläufige Sexualprobleme (Ejaculatio Praecox/Retardata, Erektile Dysfunktion, Anorgasmie, sexuelle Unlust, Dyspareunie, Vaginismus, sex. Identitätsprobleme, usw.) zu evaluieren/zu diagnostizieren und zudem aus der Sicht des SEXOCORPOREL einzuordnen.
  • im Einzelfall somatische Abklärungen und pharmakologische Therapien zu veranlassen.
  • Beratungen nach der Methodik des SEXOCORPOREL durchzuführen.
  • eigene Fähigkeiten und Grenzen zu erkennen und einzuordnen.
  • nötigenfalls multiprofessionelle Behandlungen einzuleiten.
  • zahlreiche Körperübungen, die sie behandlerisch-therapeutisch – natürlich auch persönlich – einsetzen können. (Diese Übungen werden direkt ab dem ersten Seminar vermittelt)

Das Curriculum umfasst 70 Stunden (ohne Einzelsupervision), es teilt sich in vier Blöcke a 3 Tage auf. Für die Vergabe des Gesamtzertifikats ist die Teilnahme an allen 4 Modulen Voraussetzung. Sollte ein Modul nicht besucht werden können, so besteht die Möglichkeit, diesen Teil in einem späterem Zeitpunkt ohne weitere Kosten nachzuholen.

Modul I – Einführung in den Sexocorporel (SC):

  • sexueller Gesundheit), Erregungsfunktion, Erregungskurven und Erregungsreflex, Erregungsmodi, Körper-Hirn als funktionale Einheit, Sexualisierungsprozess, sexualphysiologische Aspekte
  • körperliche Basisfähigkeiten und Gesetze der Funktionalität des Körpers, Zentrierung.
  • Besonderer Fokus auf sexodynamische und physiolgische Komponenten.
  • Direkte Komponenten der Sexualität, Verführung, Sexuelle Fantasien, Sexuelle Selbstsicherheit, gesunder sexueller Narzißmus und gesunder sexueller Exhibitionsimus, sexuelles Lernen, sexueller Archetyp, sexueller Stereotyp.
  • Historie der Sexologie, Sexualität und Sprache, Sexualität und gesellschaftliche Entwicklungen und Tendenzen.
  • Sexualität im interkulturellen und religiösen Zusammenhang, Möglichkeiten und Grenzen der Sexualberatung/Sexualtherapie.

Therapeutische Basisfähigkeiten:

  • Versprachlichung bzw. Thematisierung von “heiklen” Themen in Therapie und Beratung, Übertragung und Gegenübertragung.
  • Einzel- vs. Paarsetting in der Behandlung, Wissensvermittlung für Klienten.

In diesem Seminar lernen Sie, vor dem Hintergrund des SC-Modells der Sexualität bei Klientinnen und Klienten alle Komponenten, Fähigkeiten und Grenzen zu evaluieren und die “Logik des Systems” wird eingeführt.

Modul II – Klinischer Teil I – Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern:

Im Mittelpunkt des zweiten Moduls stehen die in der Beratungs-/Therapiepraxis am häufigsten vorkommenden Probleme bzw. Störungen:

  • Erektionsstörungen
  • Ejaculatio Praecox / Retardata (EP /ER– vorzeitiger / verzögerter Samenerguss)
  • sexuelle Unlust
  • “Sexsucht” (als zwanghaft, dranghaft und süchtig erlebtes sexuelles Verhalten)

Diese sexuellen Probleme – werden in diesem Seminar somit am ausführlichsten behandelt – andere sexuelle Themen wie sexuelle Gewalt, Paraphilien, sexuelle Identitätsprobleme, “Asexualität”, Sexualität bei körperlichen Erkankungen und Behinderungen, Fetischismus, Voyeurismus, Exhibitionismus usw. werden nicht ausgeklammert, können aber in dieser kompakten Ausbildung nur gestreift werden, abhängig davon, ob es in der Ausbildungsgruppe Interesse und Fragen gibt.

Allgemein müssen sexuelle Probleme in der Praxis fast immer im Zusammenhang mit der Paardynamik verstanden und bearbeitet werden, da die meisten unserer Klienten aufgrund eines Leidensdrucks kommen, der in einer Paarbeziehung entstanden ist.

In diesem Seminar besteht die Möglichkeit, eigene Klienten kurz vorzustellen / Supervidierung.

Modul III – Klinischer Teil II – Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei Frauen:

Im Mittelpunkt des dritten Moduls stehen auch hier die in der Beratungs-/Therapiepraxis am häufigsten vorkommenden Probleme bzw. Störungen:

  • Dyspareunie
  • Vaginismus (Typ I und II)
  • Sexuelle Unlust
  • Anorgastie und Anorgasmie

Auch hier wird neben individuellen Grenzen, Problemen und Fähigkeiten die Paardynamik nicht außer Acht gelassen.

In diesem Seminar besteht die Möglichkeit, eigene Klientinnen kurz vorzustellen / Supervidierung.

Modul IV – Abschluss der Ausbildung:

  • Autoevaluation, Reflexion der eigenen Sexualität und des eigenen Sexualisierungsprozess und Darstellung von Veränderungen/Entwicklungen durch/im Laufe der Ausbildung.
  • Thematisierung von eigenen Grenzen, Wünschen, Problemen – wobei jeder Teilnehmer / jede Teilnehmerin selbst entscheidet, wie weit er / sie sich einbringt.

Es besteht die Möglichkeit, Anliegen aus dem persönlichen, emotionalen oder sexuellen Erleben mit den Ausbildern (und auch mit der Gruppe) zu bearbeiten und auf Wunsch zu “modellieren” (wird noch erklärt).

Zusammenfassung der Ausbildung

  • Reflexion wichtiger behandlerischer Interventionen bzw. Übungen
  • Zertifikatsvergabe

Zeitlicher Umfang der Fortbildung

  • 70 Stunden Theorie/Praxis
  • 4 Blöcke à 3 Tage

Fortbildungstermine

Fortbildungskosten / Investition

Gesamt: 1,360 Euro (315,00 Euro je Modul plus einmalig 100,00 Euro Anmeldegebühr)

Arbeitsweise

Wir sind darauf bedacht, die Arbeitsatmosphäre dicht und lebendig/abwechslungsreich, wertschätzend, ressourcenorientiert und fehlerfreundlich zu gestalten.

Deshalb wechseln sich Theorie-Inputs, Groß- und Kleingruppensettings, Rollenspiele, Einzelreflexionen, praktische Demonstrationen und (Körper-) Übungen ab.

In der Regel wird jedes Seminar auch von zwei Ausbildern begleitet, so dass auch für individuelle Fragen mehr Raum ist.

Wir setzen die ausdrückliche Bereitschaft der Teilnehmerin/des Teilnehmers für selbstreflexive Beschäftigung mit der eigenen psychosexuellen Entwicklung, mit eigenen sexuellen Werten, Normen und Grenzen voraus. Außerdem ist es notwendig, weitestgehend an den (Körper-)Übungen teilzunehmen, wobei im Einzelnen natürlcih auf Befindlichkeiten und Grenzen Rücksicht genommen wird. Diese Übungen stellen für Sexologinnen und Sexologen ein wichtiges Behandlungsinstrumentarium dar und nach unserer Erfahrung ist es einfach eine Voraussetzung, diese Übungen selbst gemacht zu haben, um sie Klientinnen und Klienten dazu anleiten zu können.

Natürlich sind diese Übungen im Seminarkontext nicht sexuell oder sexualisiert, so wie wir auch mit Klienten in der Praxis Übungen durchführen, die eine aktuelle sexuelle Erregung evozieren – wohl aber in die Übungen einführen, damit unsere Klienten dies im privaten Bereich üben und erlernen können.

Darüberhinaus wird eine Literaturliste zur Verfügung gestellt, die ein vertiefendes oder spezialisiertes Selbststudium unterstützen soll.